Leseprobe zu Head over Heels – Gaby – Teil 2

Ben wirkt unbekümmert. Warum auch nicht? Schließlich weiß er ja nicht, dass er auf meiner Abschussliste ganz oben steht. Bildlich gesprochen ist meine Kanone geladen und hat ihn im Visier.
„Daniil“, ruft Ilka. Sie ist ausgesprochen heiter und ausgelassen, das genaue Gegenteil von Abigail, die mich mit ihrer Abwehrhaltung infiziert. Ich beginne mich zu verkrampfen, kralle die Finger um den Flaschenhals und stelle die Gläser fester als beabsichtigt auf den Tresen. „Heute ist ganz schön was los. Die Tänzerinnen sind übrigens der absolute Wahnsinn.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen schenke ich uns ein: Wodka mit Eis und Red Bull. Eifrig verteile ich die Gläser, sogar Ben bekommt eines – wie großzügig ich doch sein kann! Abigail weicht meinem Blick aus und tut so, als würde ich nicht existieren. Mit derartigem Gegenwind bin ich noch nie konfrontiert gewesen. Standhaft entzieht sie sich dem Feind – und dieser Feind bin zweifellos ich.
Sie hasst mich, das lässt sie mich deutlich spüren. Ein Wunder, dass Ilka nichts von unserem Fight mitbekommt. Sie ist jedoch versessen darauf, mehr über das heutige Event zu erfahren.
„Ein wirklich cooler DJ. Ich habe ihn aber in London noch nie auflegen gesehen“, mischt sich Ben ein und bringt Abigail dazu, mir den Rücken zuzuwenden.
Es ist offensichtlich, wie peinlich ihr das Zusammentreffen zwischen Ben und mir ist. Immerhin liegt seine Hand noch immer auf ihrem Rücken, während ihre beiden Körper sich so nahe sind, dass sich ein galliger Geschmack in meinem Mund ausbreitet. Doch ich wäre nicht der perfekte Gastronom, könnte ich nicht an mich halten.
„Er stammt aus den USA, dort ist er bekannter als hier“, erkläre ich sachlich und lasse den lästigen Kerl nicht aus den Augen.
Ben gleicht einem Jungen. Er ist schmächtig, wenn auch sportlich, kann es aber dennoch nicht mit mir aufnehmen. Das Fruchtwasser klebt wohl noch in seinen Haaren.
„Toller Club und vielen Dank für die Getränke.“ Er deutet auf sein und Abigails Glas, in völliger Unkenntnis, dass sich die Schlinge damit enger um seinen dünnen Hals zieht.
Was bildet sich dieser Kerl bloß ein? Es kann wohl nicht sein, dass sie sich für Benny-Boy entschieden hat. Benny, den Schwächling, der diese Frau nie im Leben verdient. Und wenn doch? Sie wird schon noch draufkommen, was sie versäumt. Entweder habe ich geknurrt oder Abigail ist sich der gespannten Atmosphäre bewusst. Oder sie ist einfach genauso todesmutig wie ihr Begleiter, denn auf einmal beugt sie sich zu ihm hin, ergreift seine Hand und verschwindet mit ihm auf der Tanzfläche.