Leseprobe Nr. 2 – Mr. Hateable

Ich nehme meinen gesamten Mut zusammen und höre mich kleinlaut sagen: „Ich bin Lauren. Ihre neue Assistentin.“

Seine linke Augenbraue wandert nach oben, doch anders als erwartet sieht er mich immer noch nicht an.

Weitere qualvolle Sekunden verstreichen, bis er zum ersten Mal ganz langsam von meinen Füßen aufwärts zu meinem Gesicht blickt. Seine Miene verrät keinerlei Emotionen, was mich nur noch nervöser macht.

„Lauren“, wiederholt er, als sei mein Name ein Synonym für eine höchst ansteckende Krankheit. „Hören Sie: Es ist mir egal, ob Sie Lauren, Paula oder Henrietta heißen, solange Sie Ihren Job erledigen.“ Er blickt zu seiner Kaffeetasse und ergreift sie. „Wann haben Sie den Kaffee gemacht?“

„Ahm … gerade vorhin“, antworte ich und versuche mich nicht weiter von seiner Masche einschüchtern zu lassen.

„Ein dehnbarer Begriff.“

„Vor fünf Minuten“, präzisiere ich meine Aussage.

 

Sein Blick gleitet von meinem Gesicht verächtlich zu der Tasse zurück. „Wissen Sie, was guten Kaffee ausmacht?“

Ich schüttele den Kopf und bin gespannt, was er mir über Kaffee zu sagen hat.

„Die Temperatur“, erklärt er. „Und der hier – den können Sie mitnehmen. Bringen Sie mir einen neuen.“

Wäre er nicht mein Boss, der, wie sich gerade zum zweiten Mal herausgestellt hat, ein riesengroßes Arschloch ist, würde ich irgendeine schlagfertige Bemerkung vom Stapel lassen. Unter den gegebenen Umständen jedoch greife ich nach der Tasse, gehe zurück in mein Büro und mache ihm erneut Kaffee.